Die biologische Wertigkeit ist eine Maßzahl, die die Qualität eines Nahrungsproteins in Bezug auf seine Verwertbarkeit im menschlichen Körper angibt. Sie gibt an, wie effizient das Protein aus der Nahrung in körpereigenes Protein umgesetzt werden kann.

Im Speziellen misst die biologische Wertigkeit, wie viele Gramm körpereigenes Protein aus 100 Gramm Nahrungsprotein gebildet werden können. Als Referenzwert dient das Hühnerei (Vollei) mit einer biologischen Wertigkeit von 100. Dies bedeutet, dass die Aminosäurezusammensetzung des Hühnereis ideal auf die Bedürfnisse des menschlichen Körpers abgestimmt ist und das Eiweiß sehr effizient genutzt werden kann.

Lebensmittel mit einer biologischen Wertigkeit über 100 werden vom Körper noch effizienter in körpereigenes Protein umgewandelt als das Hühnerei. Eine biologische Wertigkeit unter 100 bedeutet, dass die Umwandlung weniger effizient ist.

Nutzen der biologischen Wertigkeit

Die biologische Wertigkeit bietet eine hilfreiche Orientierung bei der Auswahl von proteinreichen Lebensmitteln. So lassen sich Proteinquellen in Bezug auf ihre Nutzbarkeit für den Körper besser beurteilen und vergleichen.

Faktoren, die die biologische Wertigkeit bestimmen

Die biologische Wertigkeit wird durch die Effizienz der Umsetzung der Nahrungsproteine im menschlichen Körper bestimmt. Ein ausschlaggebender Faktor ist hierbei die Ähnlichkeit der aufgenommenen Nahrungsproteine zu den körpereigenen Proteinen. Je größer diese Ähnlichkeit, desto weniger Aufwand muss der Körper zur Umwandlung betreiben.

Der Einfluss der Aminosäuren auf die biologische Wertigkeit

Der Anteil an essentiellen Aminosäuren in den Lebensmitteln spielt eine zentrale Rolle für die Bestimmung der biologischen Wertigkeit. Tierische Proteine weisen in der Regel eine höhere biologische Wertigkeit auf als pflanzliche, da ihre Aminosäurezusammensetzung stärker der des menschlichen Körpers entspricht.

Verschiedene Proteinquellen und ihre biologische Wertigkeit

Die biologische Wertigkeit variiert je nach Proteinquelle. Als Referenz dient das Vollei mit einem Wert von 100, da es zum Zeitpunkt der Einführung dieses Konzepts den höchsten bekannten Wert aufwies.

Verständnis des biologischen Werts

Der biologische Wert gibt an, wie effizient das Protein vom menschlichen Körper verwertet werden kann. Werte über 100 weisen auf eine bessere Verwertbarkeit als Volleiprotein hin. Liegt die biologische Wertigkeit unter 100, wird das Nahrungsprotein schlechter verwertet. Grundsätzlich gilt: Je höher die biologische Wertigkeit, desto geringer ist der Bedarf an diesem Protein.

Berechnung und Anwendung der biologischen Wertigkeit

Formel zur Berechnung der biologischen Wertigkeit

Die biologische Wertigkeit kann über eine Formel berechnet werden, wobei dies durch die Vielzahl an verfügbaren Angaben heute selten nötig ist. In der Berechnung wird die Stickstoffmenge, die im menschlichen Körper verbleibt, durch die mit der Nahrung aufgenommene Stickstoffmenge geteilt. Dieses Ergebnis wird mit 100 multipliziert, um die biologische Wertigkeit zu ermitteln.

Biologische Wertigkeit verschiedener Lebensmittel

Die biologische Wertigkeit reicht von niedrigen Werten wie 36 für Karotten und 40 für Mais bis hin zu höheren Werten wie 100 für Vollei und 106 für Molke.

Nachfolgend findest du eine Tabelle, die die biologische Wertigkeit verschiedener Lebensmittel darstellt:

Lebensmittel

Biologische Wertigkeit

Molke

106

Vollei

100

Sojaprotein-Isolat

90-100

Rindfleisch

92

Thunfisch

92

Kuhmilch

88

Hühnereiweiß

88

Soja

85

Schweinefleisch

85

Fisch

83

Quinoa

83

Huhn

79

Kasein (Milchprotein)

77

Kartoffel

76

Rinderleber

73

Mandeln

65

Reis

64

Weizen

64

Hafer

57

Erbsen

55

Kichererbsen

54

Linsen

52

Erdnüsse

52

Spinat

51

Haselnuss

50

Grünkohl

49

Hirse

47

Sesam

45

Vollkornweizen

44

Mais

40

Karotten

36

Gelatine

0

 

Steigerung der biologischen Wertigkeit durch Kombination von Lebensmitteln

Durch die Kombination verschiedener Proteinquellen, vor allem aus Pflanzen, kann die biologische Wertigkeit gesteigert werden. Dieser Effekt wird als "Proteinkomplementierung" bezeichnet. So kann beispielsweise eine Kombination von Getreide (wie Reis oder Weizen) und Hülsenfrüchten (wie Linsen oder Bohnen) eine fast vollständige Aminosäurezusammensetzung erreichen und somit die biologische Wertigkeit erhöhen.

Biologische Wertigkeit einiger Lebensmittelkombinationen

Lebensmittelkombination

Biologische Wertigkeit

34% Vollei und 66% Kartoffeln

136

70% Molkenprotein und Kartoffeln

134

60% Vollei und 40% Soja

123

75% Vollei und 25% Milch

121

51% Milch und 49% Kartoffeln

114

77% Rindfleisch und 23% Kartoffeln

113

55% Soja und 45% Reis

111

45% Soja und 55% Kartoffeln

103

51% Bohnen und 49% Mais

99

Durch die Ergänzung der Aminosäuren verschiedener Lebensmittel können eventuell vorliegende Defizite ausgeglichen werden.

Biologische Wertigkeit und unvollständige Proteine

Als "unvollständige Proteine" werden Proteinquellen bezeichnet, die nicht alle essentiellen Aminosäuren enthalten und deshalb eine biologische Wertigkeit von 0 aufweisen. Durch die Kombination solcher Lebensmittel kann ihre biologische Wertigkeit jedoch gesteigert werden.

Biologische Wertigkeit in der Praxis

In der Praxis kann es schwierig sein, die biologische Wertigkeit von Lebensmitteln exakt zu bestimmen, da dies von vielen Faktoren abhängt, darunter die genaue Zusammensetzung der Proteine, die Verdaulichkeit und die individuelle Stoffwechselrate. Zudem können die tatsächlichen Proteinbedürfnisse von Person zu Person variieren.

Kritik an der biologischen Wertigkeit

Die biologische Wertigkeit ist zwar ein nützliches Werkzeug zur Beurteilung von Proteinen, darf aber nicht als alleiniges Maß für die Qualität von Lebensmitteln angesehen werden. Sie lässt wichtige Aspekte wie den Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen oder Kalorien unberücksichtigt und bezieht die Verdaulichkeit der Proteine nicht mit ein. Um die Qualität eines Lebensmittels umfassend zu beurteilen, sollte es also stets ganzheitlich betrachtet werden.

Alternativen zur biologischen Wertigkeit

Die biologische Wertigkeit ist nur eine von mehreren Methoden, die verwendet werden können, um die Qualität von Proteinen in Lebensmitteln zu beurteilen.

Es gibt einige alternative Ansätze zur Bewertung der Proteinqualität:

  1. PDCAAS (Protein Digestibility Corrected Amino Acid Score): Dieses Bewertungssystem berücksichtigt sowohl die Aminosäurezusammensetzung als auch die Verdaulichkeit von Proteinen. Es ist das aktuell von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bevorzugte System zur Beurteilung der Proteinqualität.
  2. DIAAS (Digestible Indispensable Amino Acid Score): Dies ist eine neue Methode, die von der FAO (Food and Agriculture Organization) vorgeschlagen wurde. Sie berücksichtigt nicht nur die Menge und Verfügbarkeit der einzelnen Aminosäuren in einem Lebensmittel, sondern auch, wie gut diese vom Körper aufgenommen und genutzt werden können.
  3. NPU (Net Protein Utilization): Dies ist ein Maß für den Anteil des aufgenommenen Proteins, der tatsächlich vom Körper verwendet wird. Es berücksichtigt sowohl die Aufnahme als auch die Verwendung von Proteinen.

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