Bereich: Diäten

Essstörungen sind im Spitzensport ein weit verbreitetes Problem. Schätzungen zufolge sind bis zu 20 Prozent aller Leistungssportlerinnen und Leistungssportler betroffen.

Die Dunkelziffer ist vermutlich sehr hoch, da viele Athleten aus Angst vor Karriererisiken ihre Erkrankung verschweigen.

Bekannte Fälle

Essstörungen im Leistungssport können schwerwiegende Folgen haben und die Karriere sowie die Gesundheit der Athleten gefährden. Es ist wichtig, dass Betroffene professionelle Hilfe in Anspruch nehmen und das Thema in der Sportwelt weiter enttabuisiert wird.

Von einigen Leistungssportlern ist bekannt, dass sie unter Essstörungen litten bzw. leiden:

  • Sven Hannawald (Skispringen): Litt an der Grenze zur Magersucht
  • Valtteri Bottas (Formel 1): Entwickelte eine Essstörung zu Beginn seiner Karriere
  • Lena Haecki-Gross (Biathlon): Litt unter Binge-Eating-Störung

Was sind Essstörungen?

Essstörungen sind Krankheiten, bei denen Menschen ein ungesundes Verhältnis zu Essen haben. Das bedeutet, sie essen zu wenig, zu viel oder versuchen, die Kontrolle über ihr Gewicht auf ungesunde Weise zu behalten.

Allgemeine Folgen von Essstörungen

Essstörungen betreffen nicht nur die Psyche, sondern auch den gesamten Körper. Hier sind einige wichtige biologische Auswirkungen:

Mangelernährung

Wenn der Körper zu wenig Nahrung bekommt, fehlen ihm wichtige Nährstoffe wie Vitamine, Mineralien und Eiweiße. Das kann dazu führen, dass:

  1. Die Knochen brüchig werden (Osteoporose).
  2. Die Muskeln schwächer werden, weil der Körper beginnt, sie abzubauen, um Energie zu gewinnen.

Hormonelle Veränderungen

Eine mögliche Folge von Essstörungen ist das Absingen des Hormonspiegels.

Bei Mädchen und Frauen kann dadurch die Regelblutung ausbleiben.

Die Schilddrüsenfunktion wird langsamer, wodurch der Stoffwechsel sich verlangsamt und der Körper Energie spart.

Herzprobleme

Durch Mangelernährung wird das Herz schwächer. Es kann zu unregelmäßigem Herzschlag (Arrhythmien) kommen.

Der Blutdruck sinkt, und das Risiko eines plötzlichen Herzstillstands steigt.

Hirn und Nervensystem:

Das Gehirn braucht viel Energie, die aus Nahrung kommt. Bei Essstörungen kann das Gehirn schlechter arbeiten, was zu Konzentrationsproblemen und Stimmungsschwankungen führt.

Ein dauerhafter Energiemangel kann Nervenschäden verursachen.

Verdauungsprobleme

Wer oft erbricht, schädigt seine Speiseröhre und Zähne durch die Magensäure.

Der Magen gewöhnt sich an wenig Nahrung und wird "faul". Das kann Bauchschmerzen und Verstopfungen verursachen.

Häufige Essstörungen im Leistungssport

  1. Magersucht (Anorexia nervosa)
  2. Bulimie
  3. Binge-Eating-Störung
  4. Anorexia athletica (Sport-Magersucht)
  5. RED-S (Relative Energie-Defizit-Syndrom)

Magersucht (Anorexia nervosa)

Anorexia nervosa ist eine schwerwiegende Essstörung, die durch extreme Gewichtsabnahme und eine gestörte Körperwahrnehmung gekennzeichnet ist.

Hauptsymptome

  • Starker Gewichtsverlust und Untergewicht
  • Intensive Angst vor Gewichtszunahme
  • Gestörte Körperwahrnehmung
  • Restriktives Essverhalten und Kalorienbeschränkung

Weitere Anzeichen

  • Müdigkeit, Schwindel und Kältegefühl
  • Flaum auf Gesicht und Körper (Lanugobehaarung)
  • Ausbleiben der Menstruation bei Frauen
  • Verminderter Sexualtrieb bei Männern
  • Verstopfung und Blähungen
  • Trockene Haut und Haarausfall

Bulimie

Bulimie, auch als Bulimia nervosa oder Ess-Brech-Sucht bekannt, ist eine Essstörung, die durch wiederkehrende Episoden von Essattacken und anschließenden kompensatorischen Verhaltensweisen gekennzeichnet ist.

Symptome

  • Unkontrollierte Heißhungerattacken mit Aufnahme großer Nahrungsmengen in kurzer Zeit
  • Gewichtsreduzierende Maßnahmen wie selbst herbeigeführtes Erbrechen, Missbrauch von Abführmitteln oder exzessiver Sport
  • Starke Beschäftigung mit Essen und Figur
  • Normales bis leicht schwankendes Körpergewicht
  • Körperliche Symptome wie Müdigkeit, Bauchschmerzen, unregelmäßige Menstruation

Binge-Eating-Störung

Die Binge-Eating-Störung (BES) ist eine schwerwiegende Essstörung, die durch wiederkehrende Episoden von unkontrollierbaren Essanfällen gekennzeichnet ist.

Hauptsymptome

  • Verzehr ungewöhnlich großer Nahrungsmengen in kurzer Zeit
  • Gefühl des Kontrollverlusts während der Essanfälle
  • Schnelleres Essen als normal
  • Essen bis zu einem unangenehmen Völlegefühl

Weitere Merkmale

  • Keine kompensatorischen Maßnahmen wie Erbrechen oder exzessiver Sport nach den Essanfällen
  • Scham- und Schuldgefühle nach den Anfällen
  • Gestörtes Essverhalten zwischen den Anfällen
  • Negatives Körperkonzept und niedriges Selbstwertgefühl

Anorexia athletica (Sport-Magersucht)

Anorexia athletica, auch als Sport-Magersucht bekannt, ist eine Essstörung, die speziell bei Leistungssportlern auftritt. Sie ist gekennzeichnet durch ein gestörtes Essverhalten mit dem Ziel, durch extreme Gewichtsreduktion die sportliche Leistung zu steigern.

Hauptmerkmale

  • Gewichtsverlust von mehr als 5% unter dem Normalgewicht
  • Nahrungsrestriktion unter 1200 kcal/Tag
  • Starke Angst vor Gewichtszunahme
  • Körperschemastörung
  • Zwanghafter Drang zu körperlicher Betätigung

RED-S (Relative Energie-Defizit-Syndrom)

Das Relative Energie-Defizit-Syndrom (RED-S) ist eine komplexe gesundheitliche Störung, die bei Sportlern auftritt, wenn die Energieaufnahme nicht ausreicht, um den gesamten Energieverbrauch zu decken.

Hauptmerkmale

  • Persistierendes Energiedefizit durch exzessives Training und unzureichende Kalorienzufuhr
  • Beeinträchtigung physiologischer Funktionen mehrerer Organsysteme
  • Betrifft sowohl weibliche als auch männliche Athleten

Symptome

RED-S kann vielfältige Auswirkungen auf den Körper haben:

  • Menstruationsstörungen bei Frauen
  • Verringerte Testosteronproduktion bei Männern
  • Reduzierte Knochendichte und erhöhtes Risiko für Ermüdungsbrüche
  • Häufigere Verletzungen und Infektionen
  • Leistungsstagnation und verlängerte Regenerationszeiten
  • Müdigkeit und Stimmungsschwankungen
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Schilddrüsenunterfunktion und Anämie

Mögliche Ursachen von Essstörungen

Genetische Faktoren

Es gibt Hinweise darauf, dass die Gene eine Rolle spielen. Das bedeutet, dass Menschen, deren Familie bereits von Essstörungen betroffen war, ein höheres Risiko haben, diese Essstörung ebenfalls zu bekommen.

Neurotransmitter

Unsere Gehirnchemie, wie Serotonin oder Dopamin, kann durcheinander geraten. Diese Substanzen steuern unsere Laune, unser Hungergefühl und wie wir Belohnungen empfinden. Bei Menschen mit Essstörungen sind diese oft gestört.

Hormonhaushalt

Hormone wie Leptin oder Geschlechtshormone (wie Östrogen oder Testosteron) spielen eine wichtige Rolle im Körper. Menschen mit Essstörungen haben oft zu wenig davon, was den Appetit und den Stoffwechsel beeinflusst.

Gehirnregionen

Bestimmte Bereiche im Gehirn, wie der Hypothalamus, der für Hunger und Sättigung verantwortlich ist, funktionieren oft nicht richtig bei Menschen mit Essstörungen.

Risikofaktoren bei Leistungssportlern

Leistungssportler weisen spezifische Risikofaktoren für Essstörungen auf; dazu gehören beispielsweise:

  • Hoher Leistungsdruck
  • Streben nach optimalem Körpergewicht für die Sportart
  • Vorgaben von Trainern bezüglich Gewicht und Körperbild
  • Ästhetische Anforderungen in bestimmten Sportarten
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Wie erkennt man eine Essstörung?

Wenn jemand …

  • sehr wenig oder gar nichts isst,
  • oft über sein Gewicht spricht,
  • plötzlich stark abnimmt,
  • nach dem Essen oft ins Bad geht,
  • oder immer müde und schlecht gelaunt ist, könnte das ein Zeichen für eine Essstörung sein.

Was kann man dagegen tun?

  1. Hilfe holen: Mit Eltern, Lehrern oder Freunden sprechen.
  2. Experten aufsuchen: Es gibt Ärzte und Psychologen, die auf Essstörungen spezialisiert sind.
  3. Keinen Druck machen: Jeder sollte wissen, dass Gesundheit wichtiger ist als ein perfekter Körper.

Was können wir alle tun?

  • Aufeinander achten: Wenn ihr merkt, dass ein Freund oder eine Freundin Probleme hat, redet mit ihm oder ihr.
  • Keine fiesen Kommentare: Das Aussehen anderer zu kritisieren, hilft niemandem.
  • Vorbild sein: Zeigt, dass es okay ist, nicht perfekt zu sein.

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